Vor 20 Jahren: SOTSCHI 2014 – Gedanken bei der Eröffnungsfeier

Die Olympischen Winterspiele sind wieder Geschichte. Sie waren schon alleine durch die Olympiabauten beeindruckend. Über den Preis dafür war in den Medien viel zu lesen.
Es waren „die Spiele der Athleten“, wie IOC-Präsident Thomas Bach auf der Abschlussveranstaltung erklärte. Keine Scheu hatte der OK-Chef Tschernyschenko: „Für uns waren es die besten Spiele, die es je gab.“ Der lobte bei seiner Eröffnungsansprache auch die Atmosphäre der Diversity der Spiele, der Vielfalt, die als moderner Gegenbegriff gegen Diskriminierung verstanden wird. Das konnte dann schon verwundern angesichts der bizarren Argumentationen im Umfeld des russischen Anti-Homosexuellen-Gesetzes.

Dieses Gesetz war ein formaler Grund für die Abwesenheit des US-Präsidenten Barack Obama bei der Eröffnungszeremonie. Ein Foto von ihm und seiner Frau – mit einer hineinmontierten Banane, in diesem Kontext eine bekannte rassistische Symbolik – fand sich im September 2013 im Twitter-Account der dreimaligen Olympiasiegerin im Eiskunstlaufen, Irina Rodnina, Putin-Vertraute und Abgeordnete der Staatsduma. Ein solches rassistisches Foto wäre hier Grund für den tiefen Fall eines Politikers, im europäischen Fußball wird diese Form des Rassismus hart bestraft. Nicht so im heutigen Russland, wo ihr Parlamentarier sogar applaudiert haben sollen. Zunächst von ihr noch als freedom of speech (Meinungsfreiheit) verteidigt, folgte dann Monate später im Umfeld der Spiele eine nicht glaubhafte Entschuldigung bei der Familie Obama.

Schon am Vortag traf das Feuer in Sotschi ein. Dazu wurde im Hauptpostamt ein Sonderstempel eingesetzt, der letzte aus der großen Serie.
Ersttagssonderstempel für die letzte Olympiaausgabe und die Eröffnung, nicht nur zur Entwertung der neuen Ausgabe genutzt.


Warum dieser lange Vorspann? Die Rodnina wurde mit der Eishockey-Legende Tretjak ausgewählt, das Olympische Feuer zu entzünden. Eine tolle Botschaft, die einen mehr als faden Nachgeschmack hinterlässt. Trotz dieses Unbehagens bleibt die Eröffnungsfeier mit vielen beeindruckenden Bildern, positiven Botschaften, noch lange im Gedächtnis. Ein pompöser Streifzug durch die Geschichte, manch schwierige Perioden aussparend, was nicht als Defizit empfunden wurde.
In Sotschi musste ich mich mit der Übertragung im russischen Fernsehen begnügen – wo das Programm, für mich überraschend, mehrmals durch Werbeblöcke unterbrochen wurde. Das tat der guten Stimmung in kleiner internationaler Gemeinschaft keinen Abbruch und machte neugierig auf die kommenden Tage.

(tl)