BARCELONA 1992 – ein Happening für ATM-Sammler (Teil 1)

Automaten- Marken ( ATM ) in der  Olympiazeit / Sellos de maquinas en el tiempo olímpico / Postage Labels in the Olympic  Period

 

Teil 1: FRAMA und EPELSA

Diese Studie richtet sich sowohl an den Olympiasammler als auch den Spezialisten für Automatenmarken.  1992 waren die ersten Olympischen Spiele, bei denen Automatenmarken eine bedeutende Rolle spielten.  Es sei daran erinnert, dass Anfang der neunziger Jahre um die Akzeptanz der ATM noch größere Kämpfe ausgetragen werden mussten. Viele Länder hielten lange Distanz zu diesen Varianten der Postwertzeichen.

In Spanien nutzte man seit 1989 schon FRAMA- ATM, doch begann Anfang 1992 eine neue Etappe mit der technischen Aufrüstung der Postämter durch EPELSA- Geräte. Wurden von diesen zunächst noch Postfreistempel ausgedruckt, änderte sich das offiziell Mitte Juni, als in einer Verordnung der spanischen Post festgelegt wurde, das Datum nicht mehr auszudrucken. Damit waren dem freizügigen Einsatz innerhalb des Hoheitsgebietes der spanischen Post keine Grenzen mehr gesetzt.    

Da diese Anordnung im unmittelbaren Vorfeld der Olympischen Sommerspiele veröffentlicht wurde, waren Unregelmäßigkeiten im Olympiaalltag vorprogrammiert.

In Olympia- Ämtern waren drei verschiedene Typen von ATM zu erhalten: 

  •  FRAMA,
  • EPELSA und
  • Klüssendorf.

Den beiden letztgenannten Typen kommt dabei eine größere Bedeutung zu.   Der Beitrag widerspiegelt den aktuellen Kenntnisstand. Er basiert auf eigenen Erfahrungen, berücksichtigt aber auch die in Publikationen –  sowohl der Olympia- und Sportphilatelisten der FIPO- Schwesterorganiationen als auch der ATM- Sammler – veröffentlichten Fakten.

FRAMA

Unter Olympia- Ämtern werden bekanntlich hier alle jene Postämter betrachtet, die entweder mit mindestens einem Olympia- Sonderstempel ausgerüstet wurden oder eine herausgehobene Bedeutung in der olympischen Infrastruktur besaßen. Insofern muß auch die Möglichkeit der Versorgung mit FRAMA- ATM am HPA in Barcelona an dieser Stelle aufgeführt werden.
FRAMA- ATM sind die ersten in Spanien benutzten Automatenmarken. Sie hatten am 15. September 1989 in Madrid ihren Ersttag. Seit 18. April 1990 wurde einer der Automaten an einer Seitenwand des alten Postgebäudes in Barcelona betrieben. Seit dieser Zeit wird auch das neue, glänzende Papier für die ATM eingesetzt.
Während der Olympischen Spiele führte der Automat im Außenbereich eher ein Mauerblümchendasein. Spezielle Klischees wurden nicht vorbereitet.  

 

 FRAMA- ATM als Zusatzfrankatur für eine portogerecht frankierte Postkarte innerhalb der EG, abgefertigt im Sonderpostamt auf der OLYMPHILEX ‘92 am Eröffnungstag

Hier erfüllten die ATM aus eigener Bevorratung sogar den praktischen Zweck, im SPA nicht verfügbare Wertzeichen zu ersetzen – eine Ausnahme wären allerdings auch die dort separat erhältlichen Klüssendorf – ATM. 

 EPELSA

Erst seit Frühjahr 1992 wurde die neue EPELSA- Technik vom Typ 11i  stufenweise installiert und getestet. Per Thermodrucker wurde auf hitzempfindliches, selbstklebendes Papier der erforderliche Gebühreneindruck aufgebracht. Dazu kam durch das Schalterterminal der Ausdruck einer Maschinennummer und des Datums.

 

Merkmal

Typ I

Typ II

Typ III

Krone /  crown

offen

geschlossen

offen

Rahmen / frame

fett

fett

dünn

Papier/ paper

dunkler

heller

 

Druckerei / Printery

Eduardo Albeniz Pamplona

Ovelar,  Madrid

FNMT, Madrid

Am 16.6.92 führte die Anordnung, das Ausdrucken des Datums auf den selbstklebenden Etiketten zu unterlassen, zur Geburt der EPELSA- ATM, die die reinen Schalterfreistempel ablösten.

Tabelle 1: Merkmale und Differenzierung der EPELSA- ATM

 

 Typ I                                                                Typ II

Der Typ  III ist nur aus Gründen der Vollständigkeit in die Tabelle aufgenommen worden, er spielte im olympischen Postalltag keine Rolle. Deshalb wird hier auch auf eine nährere Darstellung verzichtet.

 

 ATM aus der Maschine des mobilen Sonderpostamtes Olympischer Ring / Anella Olímpica 

Der Michel- Katalog führte noch eine weitere Unterscheidungsziffer ein. Die dritte Ziffer („1“) bedeutet, dass es sich um ATM mit maximal dreistelligen Aufdrucken handelt.

Ab 7. August 1992 – also kurz vor Abschluss der Sommerspiele – begann die spanische Post, die Maschinen so zu programmieren, dass Manipulationen erschwert bzw. verhindert wurden. Jetzt blieben die Leerstellen bei Beträgen unter 1000 Pts. nicht mehr frei, sondern wurden durch Sterne gesperrt. Dafür wurden andere Katalognummern vergeben.

Für die Olympiasammler kam diese Anweisung allerdings zu spät. Im olympischen Trubel blieb wohl keine Zeit für die Umstellung. Auch Sonderpostämter, die noch nach den Spielen eine gewisse Zeit für die Medien geöffnet hatten, folgten dem neuen Trend nicht und setzten diese Anweisung nicht um. 
Auf dem vorliegenden Material findet man ATM mit Gerätenummer und Datum, manchmal tragen die ATM neben dem Porto nur die Gerätenummer. In der Tabelle 2 sind jene SPÄ bezeichnet, von denen Aufkleber mit Tagesausdruck bekannt sind.
 

EPELSA- Aufkleber mit Datumsausdruck aus dem Olympia- Sonderpostamt Hauptpressezentrum / CPP 

Was hat es damit auf sich ? Zum Zeitpunkt der Spiele waren die administrativen Regeln schon so exakt gefasst, dass ein Ausdruck des Datums gar nicht mehr möglich gewesen sein sollte. Technisch bereitete es indes keine Probleme, solche Labels herzustellen, zumal man es ja seit geraumer Zeit so gewohnt war.

Handelt es sich damit um Machwerke ? Keineswegs, wenn man sich die Realitäten zur Olympiazeit in Erinnerung ruft !

Wie schon bekannt, wurden die Postämter schrittweise im Frühjahr 1992 mit diesen neuen Maschinen ausgestattet. Die Besatzungen der Olympia- SPÄ kamen aus vielen, auch kleinen Postämtern der Region. Viele davon werden diese noch junge Technik von ihren Heimat- PÄ noch nicht gekannt haben. Verstärkt wurden die Teams durch hübsche Studentinnen, die zwar fremde Sprachen verstanden, aber zum sicheren Umgang mit den Geräten nichts beitragen konnten. Im SPA Anella Olimpica ( Olympischer Ring ) sagte dem Autor einer der Diensthabenden, dass zwar bekannt sei, dass das Datum nicht mehr ausgedruckt werden solle, aber man kenne sich in der Handhabung der Geräte nicht richtig aus. So hing es mitunter von der Zeit ab, die zum  Probieren zur Verfügung stand –  und vom technischen Talent. Folglich konnte es dann den einen Tag Aufkleber mit Datum geben, den nächsten Tag aber auch welche ohne …  Auch hier unterschieden sich die SPÄ.

Im Ergebnis entstanden – philatelistisch  gesehen- zwei völlig verschiedene postalische Produkte ! Das Auftauchen eines Datums auf dem Aufkleber macht daraus einen Schalterfreistempel, während wir es im anderen Fall mit einer ATM zu tun haben-  auch wenn diese wie bei einem Schalterfreistempel hinter dem Schalterfenster durch den Postangestellten produziert wurde, was zweifellos untypisch für Automatenmarken ist.

Konsequenterweise erfasst der MICHEL Automatenmarken- Spezial- Katalog 1994 diese Schalterfreistempel nicht.  Die Schalterfreistempel mit Datum sind normalerweise nur an einem Tag gültig, nämlich dem aufgedruckten. Aber auch hier klafften Welten zwischen  Theorie und Praxis.  In Barcelona selbst  erlebte der Autor nicht einen einzigen Fall, dass an einem anderen Tag verwendete Labels (mit dem Datum z. B. des Vortags) beanstandet wurden. Damit soll deutlich gemacht werden, dass in jener Zeit sowohl viele Postbeamte als auch natürlich die Touristen nicht exakt informiert waren, was „erlaubt“ war und was nicht. Dazu kamen die angesprochenen subjektiven Befindlichkeiten.

Man kann die Frage allerdings auch anders stellen:
Kann es überhaupt nach dem 16.6.1992 – postalisch gesehen – noch EPELSA- Schalterfreistempel geben, wenn deren Existenz zu diesem Datum offiziell abgeschafft
wurde ?

Bei einer
Verneinung wäre nach dem 16.6.1992 eine Unterscheidung in Schalterfreistempel und Automatenmarken gegenstandslos, unabhängig davon, ob nun das Datum ausgedruckt wurde oder nicht.

 

Zu den katalogisierten Besonderheiten zählt auch ein Testausdruck  (Etiqueta Ajuste ).
Der nebenstehend abgebildete Testdruck mit der Gerätenummer 0177 stammt vom SPA im Internationalen Jugend
lager. 

 

Im SPA im Olympischen Dorf wurde das Gerät 0584 korrekt eingesetzt. Das Ergebnis: zweifelsfrei EPELSA- ATM.

 

 Häufig liegen von den einzelnen SPÄ beide Arten der Aufkleber vor, also sowohl als ATM als auch als Schalterfreistempel.

 

Der Brief vom mobilen Sonderpostamt Olympischer Ring (Anella Olimpica)  ist mit einem Freistempel frankiert, doch wurden an manchen Tagen auch ATM – also ohne Datum –  gedruckt.

 

 Zur Verwendung der EPELSA- Schalterfreistempelmaschinen in den Sonderpostämtern während der Olympischen Spiele findet man hier eine Aufstellung.


Summary: In the Olympic times there have been three types of postage labels available in Barcelona –

the old FRAMA ones, the new EPELSA labels and the Olympic labels from the Kluessendorf machines.
In this chapter you can read about the usage of the FRAMA machine (less important from the Olympic perspective) and the EPELSA labels. The latter ones have been important. Introduced as a counter printer for immediate use of the stamps (postal meter), there was a change short before the Olympics, which made them postage labels to be used also later (although prnted at the counter like before). Such counter printers have been used inside the mobile and other temporary post-offices during the Olympics, always to be identified by the counter printers‘ numbers.   

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