Stolpersteinverlegung für die jüdischen Turn-Olympiasieger Alfred und Felix Flatow
Auszubildende des Oberstufenzentrums Bautechnik (Knobelsdorff-Schule) in Berlin-Spandau werden am Donnerstag, den 13. September 2012, Stolpersteine für die jüdischen Turn-Olympiasieger von Athen 1896, Alfred und Felix Flatow, vor deren letzten Wohnstätten verlegen.
Der dreifache Olympiasieger Alfred Flatow wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 28. Dezember 1942 umkam. Sein Cousin Felix Flatow, der in Athen den siegreichen deutschen Riegen am Barren und Reck angehörte, emigrierte 1933 in die Niederlande. Er wurde in der Silvesternacht 1943 verhaftet und am 26. Februar 1944 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb er am 29. Januar 1945 den Hungertod.
Bei den Stolpersteinen, die in das Pflaster der Gehwege eingelassen werden, handelt es sich um Gedenksteine aus Beton mit 10 x 10 Zentimeter großen Messingplatten, auf denen die Namen und Lebensdaten der Opfer des NS-Terrors eingraviert sind. Sie beruhen auf einer Idee des in Berlin geborenen Künstlers Gunter Demnig. Sie liegen inzwischen in mehr als 500 deutschen Orten und auch in etlichen anderen europäischen Städten. Allein in Berlin wurden seit 1996 nahezu 4500 Stolpersteine verlegt, deren Finanzierung ausschließlich durch private Initiative erfolgt.
Paten der Stolpersteine für Alfred und Felix Flatow sowie deren ebenfalls verfolgten Angehörigen sind die Berliner Flatow-Oberschule bzw. der Herausgeber des Journal of Olympic History, Volker Kluge. Unterstützt wurden sie durch die Stolperstein-Initiativen Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf.
Die Gedenksteine für Alfred Flatow und seine beiden Schwestern werden um 13 Uhr in Berlin-Schöneberg, Landshuter Straße 33, verlegt. In einer Feierstunde, die von einem von Schülern der Flatow-Oberschule gestalteten Programm umrahmt wird, sprechen der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Rainer Brechtken, und der Kölner Sporthistoriker Prof. Dr. Manfred Lämmer. Die Einweihung der Stolpersteine für Felix Flatow und seine Familie erfolgt um 15 Uhr an seiner letzten Berliner Wohnadresse in Charlottenburg, Schlüterstraße 49, durch seine in den Niederlanden lebende Enkelin Stephanie Flatow. Die Gedenkrede hält der Direktor der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), Dr. Andreas Höfer.
Mit einer Feierstunde begeht die Flatow-Oberschule in der Köpenicker Birkenstraße am 14. September 2012 den 20. Jahrestag ihrer Namensgebung. Die Eliteschule des Sports, die bereits einer Vielzahl erfolgreicher Sportler hervorgebracht hat, war zuletzt bei den Olympischen Spielen in London mit zehn Absolventen vertreten, von denen im Rudern Martin Sauer als Achter-Steuermann Gold sowie Julia Richter und Britta Oppelt im Doppelvierer Silber gewannen. Auch den übrigen ehemaligen Schülern gelang in London der Sprung unter die Top 10.
Den Nachwuchsathleten sind die Wettkämpfe im Kanurennsport, Rudern und Segeln um den 19. Flatow-Cup vorbehalten. Sie werden am Samstag, den 15. September, ab 9 Uhr auf der Regattastrecke in Berlin-Grünau ausgetragen.
Der Olympia- und Sport-Philatelisten-Club Berlin und die IMOS gaben aus diesem Anlass einen personalsierten Umschlag heraus.
Die im Wertzeicheneindruck abgebildete Flatow-Medaille ist eine seit 1987 an verdienstvolle Sportler vergebene Auszeichnung des Deutschen Turner-Bundes (DTB).
Bilder von der Verlegung und Feierstunde in der Landshuter Str. 33
Gunter Demnig, auf den die Idee der Stoplersteine zurückgeht, bei der Verlegung der drei Stolpersteine für Alfred Flatow und seine beiden Schwestern
Die Initiatoren, Frau Gießler und Herr Kluge, begrüßten die Gäste. Herr Brechtken und Prof.Lämmer sprachen Worte des Gedenkens,skizzierten das Turnerleben der Flatows und unterstrichen die Verantwortung eines jeden für die Gestaltung eines sozialen Miteinanders.
Nach der Feierstunde: Stephanie Flatow, die Enkelin von Felix Flatow, dem Cousin von Alfred Flatow und einzige Überlebende der Familie, bedankte sich bei den Schülern der Flatow-Oberschule für das von ihnen mit viel Engagement gestaltete Programm.
Feierstunde in der Schlüterstraße 49
Eine kleine Menschentraube als symbolischer „Stolperstein“ bei der feierlichen Enthüllung der schon im Juli 2012 verlegten Steine: Reden des Gedenkens hielten Volker Kluge und Dr. Andreas Höfer.
Stephanie Flatow beendete mit ihrer sehr persönlich gehaltenen Ansprache, die auch noch einmal auf das Motto der Schülerarbeiten „Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ Bezug nahm, die kleine Feierstunde.