Endspiel im „Herzen des Frauenfußballs“ in Frankfurt am Main

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Eigentlich hatten wohl fast alle die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Endspiel von Frankfurt am Main erwartet. Nun, es ist nicht so gekommen. Und man konnte sich eine ganze Woche an diesen Gedanken gewöhnen. Persönlich habe ich mich ein wenig dadurch abgelenkt, dass ich am Tag nach dem Ausscheiden gegen Japan am Samstag in Dresden das Viertelfinalspiel der USA gegen Brasilien genießen konnte. Die Enttäuschung wurde einem durch das meines Erachtens beste, aufregendste und spannendste Match der WM überhaupt ein wenig genommen. Im Übrigen konnte sich der bzw. die Deutsche, das Team um Silvia Neid und der DFB ein wenig trösten damit gegen den späteren Weltmeister Japan ausgeschieden zu sein.

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Aber nun nach Frankfurt. Das Wetter war kühl, zunächst regnerisch. Am späten Nachmittag aber klärte es noch ein wenig auf. In der Innenstadt direkt am Main war während der gesamten Weltmeisterschaft eine Fanmeile aufgebaut. Eine schwimmende Bühne, diverse Informationsstände und Verpflegungsstationen bei denen Spezialitäten aus allen Teilnehmerländern feilgeboten wurden, sorgten für eine – wie schon 2006 nur natürlich in etwas kleinerem Rahmen – angenehme stimmungsvolle Atmosphäre. Auf unserem kleinen Rundgang ging´s natürlich auch über den Römer.

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Dort herrschte ebenfalls buntes Treiben. Neben den Sonntagsspaziergängern waren Fußball-Fans aus aller Herren Länder vornehmlich natürlich aus Japan und den USA unterwegs. Fähnchen und ähnliche Souvenirs waren schnell ausverkauft. Um uns ein wenig zu stärken, begaben wir uns dann wieder zurück über den Main nach Sachsenhausen in das „Gemalte Haus“, eine über die Grenzen Frankfurts bekannte urgemütliche Ebbelwoi-Kneipe. Nur die Kellner sind auf den ersten Blick nicht so urgemütlich. Ihre zunächst eher barsche Art verstört die, die mit etwas empfindlicherem Wesen ausgestattet sind. Das gibt sich aber nach ein paar „Stöffschen“. Im Übrigen waren da ja noch die Tischnachbarn, eine in Nationalmannschaftstrikots getauchte lustige und erwartungsfrohe Frauentruppe aus dem Hunsrück und eine Horde Taiwanesen, die sich an einem „Bembel Ebbelwoi“ und einer deftigen Frankfurter Fleisch- und Wurstplatte versuchten. 

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Mit der Straßenbahn ging es dann weiter in die WM-Arena im Frankfurter Stadtwald. Die „Amis“ waren in der Überzahl aber die Sympathien der neutralen Zuschauer waren eher auf der Seite des vermeintlichen Außenseiters. Im unmittelbaren Stadionbereich hatten die Sponsoren und Förderer ihre Stände aufgebaut. So konnten sich die Besucher über Quizspiele, über das Torwandschießen, einen Dribbelparcours und weitere Amusements vor dem Finale in Stimmung bringen. Philatelistisches gab es weit und breit auch beim Endspiel nicht zu sehen, obwohl die Deutsche Post AG als Nationaler Förderer fungierte. Die Zeit verrann so schnell, dass wir fast den Beginn des Spiels verpasst hätten. Unsere Tribünenplätze lagen hinter einem der beiden Tore, in der Letzten, der 23. Reihe des Oberranges. Gleichwohl konnte man das Spiel recht gut verfolgen.

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Jeder kennt den Ausgang. Japan wurde zum ersten Mal Weltmeister. In einem packenden Duell besiegten die Asiatinnen die USA mit 5:3 nach Elfmeterschießen, nachdem es nach der regulären Spielzeit 1:1 und nach Verlängerung 2:2 gestanden hatte. Vor 48.817 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena brachten die eingewechselte Alex Morgan und Abby Wambach die US-Girls jeweils in Führung, aber Aya Miyama und Hmare Sawa, der Top-Torschützin des Turniers, gelang zweimal der Ausgleich. Im dramatischen Elfmeterschießen wurde Torfrau Ayumi Kaihori dann zur Matchwinnerin, indem sie zweimal parieren konnte. Den Jubel der Japanerinnen haben wir nur kurz auf uns wirken lassen, mussten wir uns doch noch auf den langen mehr als 400 Kilometer weiten Weg zurück in unsere Heimatstadt Leipzig machen. Ein wenig müde war der Tag dann erst um 3:00 Uhr morgens für uns vorbei!

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Was von dem Turnier bleibt, möchte der geneigte Leser nun wissen. Es war eine Werbung für den Frauenfußball. Das Turnier war bestens organisiert. Die Stadien waren voll. Gerade Familien wurden von dem Event angesprochen. Die Resonanz in den Medien wenigstens hierzulande war großartig. Das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft tat dem keinen Abbruch. Ob eine nachhaltige Wirkung erzielt wurde, kann wohl erst mit einem gewissen Zeitabstand beurteilt werden. Ein enormer Schub dürfte nach meiner Einschätzung für den Mädchenfußball zu erwarten sein. Dafür sprechen schon jetzt die Anmeldezahlen bei den Vereinen. Andererseits dürfte es schwierig werden, die Frauen-Bundesliga mehr als zuvor ins Rampenlicht zu rücken. Ungünstige Anstoßzeiten, fehlende potente Sponsoren sowie das enorme Leistungsgefälle innerhalb der Liga ermöglichen für die Zukunft keine allzu „großen Sprünge“. Die Nationalmannschaft dürfte so zunächst, wenn die Leistungen stimmen, das Aushängeschild des Frauenfußballs in Deutschland bleiben.

Bericht und Fotos Peter Leinemann